Unterstufenprofil

Kinder wollen lernen. Wenn sie zu uns kommen, bringen sie in der Regel eine natürliche Lernfreude mit. Wer Freude am Lernen hat, seiner eigenen Neugier folgen kann, lernt leichter. Wer Wissen und Fähigkeiten entwickelt, indem er selber Erfahrungen macht, lernt nachhaltiger. Wer frühzeitig lernt, sich und seine Kompetenzen anderen vorzustellen, hilft sich selbst seine Persönlichkeit zu entwickeln.

Der Epochenunterricht

Unser Unterricht gliedert sich in Epochen- und Fachunterricht. Der Epochenunterricht wird täglich im Hauptunterricht von 8:15 Uhr bis zur Pause um 9:55 Uhr erteilt. Er umfasst: Deutsch, Rechnen, Formenzeichnen, Sachkunde, Heimatkunde und Geographie, Menschen-, Tier- und Pflanzenkunde, Gesteinskunde, Physik, Himmelskunde und Geschichte. Je nach Fachgebiet und Bedürfnissen der Schüler dauert dieser Blockunterricht 3 – 4 Wochen und erlaubt so eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten. Der Epochenunterricht wird von dem Klassenlehrer in den Klassenstufen 1 bis 6 geführt, wodurch eine vertrauensvolle wechselseitige Beziehung aufgebaut werden kann.

Das bewegte Klassenzimmer

Das „Bewegte Klassenzimmer“ ermöglicht eine umfassende Sinnesschulung durch vielseitige Bewegung. Dadurch wird die Lernfähigkeit des Kindes gefördert und der Zugang zum Lesen, Schreiben und Rechnen erleichtert und unterstützt. Mit Hilfe von flexiblen Vollholzbänken wird aus dem Sitzkreis rasch ein Balancier- Kletter- oder Sprungparcours, eine Schreib- oder Malstube oder einfach freier Raum für eine Bühne oder Bewegung aller Art. Damit kommt unsere Schule dem natürlichen Bewegungsbedürfnis des jungen Schulkindes genauso entgegen wie etwa dem Üben sozialer Kompetenz. Nach der großen Pause folgt der täglich wechselnde Fachunterricht.

Lernen mit Kopf, Herz und Hand

Dem elementaren Bewegungsbedürfnis kommt die Waldorfschule mit weiteren Angeboten entgegen. Die Spielturnstunde geht von Kinder-, Sing- und Bewegungsspielen mit Beginn des dritten Schuljahres in den Turn- und Sportunterricht über.

Aber nicht nur im Bewegten Klassenzimmer, im Spielturnen, in Sport- und Eurythmieunterricht: Im Epochenunterricht selbst ist das Bewegungselement präsent, insofern jeder Unterricht in der Früh mit einem künstlerisch ausgerichteten Bewegungsteil, dem sogenannten „Rhythmischen Teil“ beginnt. Hier pflegen bereits die Kleinen das Rezitieren von Versen, Sprüchen und Gedichten, das Spiel kleiner Szenen, üben die Größeren den Stabreim, den griechischen Hexameter, das Theaterspiel. Die äußere Bewegung wird immer mehr zur inneren, zur Musik: An erster Stelle steht das gemeinsame Singen, aber schon bald tritt das Instrumentalspiel hinzu; bereits von der ersten Klasse an wird mit dem Spielen der Kinderharfe und der pentatonischen Flöte die Quintenstimmung gepflegt. Ab der dritten Klasse erhält die diatonische Stimmung Einzug und jedes Kind lernt die C-Flöte. Zugleich werden die Kinder mit dem einsetzenden mehrstimmigen Gesang auf die spätere Arbeit im Klassenchor und Schulorchester vorbereitet.

Diese gemeinschaftlich gepflegte sprachlich-musikalische Arbeit dient der Entwicklung der künstlerischen Ausdrucksfähigkeit des Einzelnen, fördert ebenso auch die Gemeinschaftsbildung in der Klasse und – über die gegenseitige Wahrnehmung des andern im gemeinsamen Tun – die soziale Kompetenz.

Kunst in der Erziehung – Erziehung in der Kunst

Ein weiterer Schwerpunkt künstlerischer Arbeit ist von Anfang an auch das Aquarellieren sowie das von R. Steiner eigens geschaffene, zur Geometrie hinführende „Formenzeichnen“, welches ebenfalls sehr stark mit der Bewegung – erst des ganzen Leibes, dann der Hände – arbeitet.

Die Geschicklichkeit der Hände ist besonders gefordert in den praktischen Fächern: Zur Handarbeit, die von der ersten Klasse an unterrichtet wird, kommt ab dem fünften Schuljahr Handwerk hinzu. In all diesen Fächern werden Buben und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Ein starker praktischer Akzent wird aber auch etwa in einer dritten Klasse gelegt, wenn die Kinder in der Vorbereitung des Ackers, in Aussaat, Pflege, Ernte und Verarbeitung den Weg vom Korn zum Brot erfahren, wenn sie in vielen Besuchen Handwerkern bei ihrer Tätigkeit zuschauen und mithelfen können oder wenn sie in einer eigenen Hausbauepoche mit Elementen wie Holz und Stein umzugehen lernen, indem sie eine Mauer oder einen Backofen errichten, einen Hasenstall oder eine Hütte bauen.

Schließlich wird im sogenannten „Arbeitsteil“ des Hauptunterrichts, dem eigentlich „kognitiven“ Teil, in welchem die verschiedenen, oben genannten Epochengegenstände erarbeitet werden, der Lehrstoff nicht nur wissensmäßig vermittelt, sondern – vor allem – als „Seelennahrung“ den Kindern dargeboten. Nun nährt sich die Seele weniger von Begriffen und Abstraktionen – diese vermögen höchstens dem Verstand zu genügen – als vielmehr von Bildern, die im Tafelbild, in der Erzählung, ja, in jedem gesprochenen Wort, also in der Sprache überhaupt zu gestalten die Phantasie des Lehrers stets aufs Neue fordern. Ein in diesem Sinne bildhafter, Geist und Seele gleichermaßen ansprechender Unterricht ist „Erziehungskunst“ im Sinne Rudolf Steiners – mit dem Ziel, dass die Kinder sich mit den Inhalten verbinden, Interesse entwickeln, von sich aus und mit Freude lernen.

Der Fremdsprachenunterricht

Ab der ersten Klasse bieten wir mit Englisch und Italienisch zwei Fremdsprachen an. Der Unterricht wird kontinuierlich über erst zwei dann drei Wochenstunden gegeben. Leitgedanke für den Erwerb einer Sprache ist der Vorgang, wie ein Kleinkind seine Muttersprache erlernt. Es ist eingewoben in den Alltagsgebrauch der Sprache, erfährt die Gefühle und Körpersprache und alle begleitenden Handlungen. Dies ist ein lebendiger Prozess, der beide Gehirnhälften anspricht. Der Unterricht ist daher in den ersten drei Jahren ein, in der Fremdsprache geführter, sprechender, Unterricht, zu dem bildhaftes Erzählen, Rezitieren, Singen und Theaterspielen gehört. Die analytische Betrachtung, zu der die Auseinandersetzung mit Grammatik und der Schrift gehört, beginnt mit der 4. Klassenstufe.

Der Religionsunterricht

Neben dem konfessionellen Religionsunterricht, der von entsprechend ausgebildeten, externen Religionspädagogen durchgeführt wird, bieten wir einen überkonfessionellen freien christlichen Religionsunterricht durch Fachkräfte der Schule.

Werken und Handarbeit

Sämtliche Arbeiten werden von Mädchen und Buben gleichermaßen ausgeführt. Sie dienen nie dem Selbstzweck, sondern sollen die Anlagen und Fähigkeiten des Kindes weiterentwickeln, dabei immer praktische Verwendung finden und soziales Verständnis für die Arbeit anderer Menschen wecken.