Von der Waldorfschule direkt an die Universität – NEU ab Herbst 2020
Grundlagen
Das CSE (New Zealand Certificate of Steiner Education) ist eine neuseeländische Hochschulzugangsberechtigung auf Grundlage des internationalen Waldorflehrplans und der Waldorfpädagogik, das auch in anderen Ländern einen Hochschulzugang ermöglichen kann.
Es wird entwickelt, koordiniert und lizensiert durch den Steiner Education Development Trust (SEDT) (www.sedt.co.nz) mit Sitz in Neuseeland. SEDT garantiert den Bildungsstandard gegenüber dem Neuseeländischen Bildungsministerium und übernimmt die Qualitätssicherung an den teilnehmenden Schulen durch ein externes Moderationsverfahren.
Obwohl das CSE seine Ursprünge in Neuseeland hat und dort verwaltet wird, setzt das Lisabonner Anerkennungsübereinkommen (Übereinkommen über die Anerkennung von Qualifikationen im Hochschulbereich in der europäischen Region) Rahmenbedingungen für die Anerkennung in den 54 Staaten, die die Konvention unterschrieben haben. Momentan ist in Österreich ein Hochschulzugang für BewerberInnen mit einer neuseeländischen Hochschulzugangsberechtigung auf der Grundlage des Lissabonner Abkommens uneingeschränkt möglich, jeder Staat hat aber die Berechtigung, wesentliche Unterschiede aufzuzeigen und entsprechend die Anerkennung von weiteren Bedingungen abhängig zu machen.
Der Steiner Education Development Trust (SEDT) arbeitet in allen rechtlichen Fragen eng mit dem European Council for Steiner Waldorf Education (www.ecswe.eu) zusammen.
Aktuell arbeiten 18 Waldorfschulen mit dem CSE in verschiedenen Ländern der Erde. In Österreich gibt es seit 2017 Absolventen, die an 10 Hochschulen erfolgreich in Fächern ihrer Wahl studieren.
Wie es fuktioniert
Das CSE ist ein modularer Abschluss in drei Stufen (Klassen 10, 11 und 12). Ein Abschlusszertifikat auf Level 3 mit dem Prädikat „with University Entrance“ kann den Hochschulzugang eröffnen.
Die Lernziele, auf deren Grundlage die Lernergebnisse bewertet werden, basieren auf dem internationalen Waldorflehrplan.
Die Lernergebnisse entstehen aus den Lernzielen, die die Lehrenden in einem Anforderungsprofil für die SchülerInnen formulieren. Erreichte Lernziele werden entsprechend des damit verbundenen Lernumfangs Punkte zugeordnet. Pro Level müssen mindestens 50 Punkte erreicht werden.
Um Lernergebnisse sichtbar zu machen und zu dokumentieren, können Lehrende eine reiche Palette von Methoden einsetzen. Ziel ist es, SchülerInnen die Gelegenheit zu geben, Leistungen z.B. durch Portfolios, Tests, Aufführungen oder Präsentationen zum Ausdruck zu bringen und zu dokumentieren. Die jeweils gewählte Bewertungsmethode wird mit SEDT in einer externen Moderation abgestimmt.
Die Bewertung der Lernergebnisse geschieht in einem schulinternen Moderationsprozess und wird in ihrer Qualität auch mit SEDT in einer externen Moderation überprüft. Alle durch die externe Moderation abgesicherten Lernergebnisse werden in einer Online Datenbank aufgezeichnet um die Spuren der Leistungen nachvollziehbar festzuhalten und zu evaluieren.
Was die Einführung des CSE für die Freie Waldorfschule Innsbruck und ihre SchülerInnen bedeutet:
Vorteile durch den internationalen Waldorflehrplan
Da der Waldorflehrplan ein internationaler Lehrplan ist, kann das CSE an europäischen Schulen mit dem gleichen, bewährten Lehrplan, neben den sonst üblichen schuleigenen Zertifikaten (Verbalzeugnis und Noten-Abschlusszeugnis) bestehen.
Es sind keine zusätzlichen Leistungen/Fächer erforderlich, sondern die in den Epochen und Fachstunden von den SchülerInnen erbrachten Lernleistungen werden evaluiert, reflektiert, auf ihre Qualität vergleichbar geprüft und gesichert. Insofern ist das CSE kein Umstieg auf ein anderes System.
An Waldorfschulen wird sämtlichen SchülerInnen nach Beendigung der 12. Klasse regelmäßig ein Abschlusszeugnis der Waldorfschule ausgestellt (Notenzeugnis und verbales Zeugnis). Das ist beim New Zealand Certificate of Steiner Education natürlich nur der Fall, wenn die Leistungen es hergeben.
Das neuseeländische Programm kann auch transnational außerhalb Neuseelands an Waldorfschulen angeboten werden. Beim Erreichen des geforderten Standards kann die Qualifikation dann transnational in Neuseeland erteilt werden, ggf. auch mit dem Prädikat „with university entrance“, also mit neuseeländischer Hochschulzugangsberechtigung.
Das CSE bietet damit die Möglichkeit, dass sich die ganzheitliche Ausbildung der SchülerInnen bis zum Ende der Oberstufe voll entfalten kann. Die Jahresarbeit, praktisch-künstlerische Arbeitsprozesse, Praktika, Theater und Musik haben hier neben den „klassischen Fächern“ einen gleichberechtigten Stellenwert.
Außerdem ermöglicht dieser internationale Lehrplan einen einfachen transnationalen Austausch mit anderen teilnehmenden Waldorfschulen durch die Vergleichbarkeit und Anerkennung der dort erbrachten Lernergebnisse.
Kein Chancenverlust
Die Teilnahme am CSE ist nicht verpflichtend. Das bedeutet, die Klassengemeinschaft mit SchülerInnen, die keine Hochschulzugangsberechtigung anstreben, kann erhalten bleiben.
Wie gehabt können alle positiven AbsolventInnen der 12. Klasse, die eine Lehre anstreben, diese um ein Jahr verkürzen, völlig unabhängig vom CSE.
Außerdem kann man natürlich nach wie vor nach der 12. Klasse auch die Matura an der Abendschule absolvieren.
Transparenz und Selbstbestimmung im Lernen
Durch die transparente Formulierung der Anforderungsprofile können die SchülerInnen ihren persönlichen Einsatz und Aufwand zur Erreichung der Lernziele steuern.
Durch das Überangebot von Lernzielen und -ergebnissen haben die Schülerinnen die Möglichkeit, ihren Stärken und Fähigkeiten entsprechend Schwerpunkte zu setzen und damit auch mit zu beeinflussen, in welchen Bereichen sie evaluiert werden möchten. Beides führt dazu, dass SchülerInnen Lernstrategien entwickeln und priorisieren lernen. Engmaschige Rückmeldung von Seiten der Lehrenden fördert die Selbstbildung und Reflektion.
Für das Kollegium bedeutet das CSE ebenso eine transparente Evaluierung seiner Arbeit. Durch die interne und externe Moderation werden Reflektionsmöglichkeiten geschaffen, die die Qualität des Unterrichts im Sinne der SchülerInnen verbessern können und die Lehrenden gleichzeitig absichern. Das bedeutet einen erhöhten Zeitaufwand in den ersten Jahren der Umstellung, aber gleichzeitig auch einen Wertgewinn und Weiterbildung durch den Austausch.
Kosten
100,-€ pro SchülerIn/Elternhaus/Jahr für das notariell beglaubigte Zertifikat. (3×100,-€)
Von der teilnehmenden Schule ist zudem jährlich ein Pauschalbetrag von € 12.000,- als Lizenzgebühr an den Steiner Education Development Trust zu entrichten. Darin sind alle externen Moderationen enthalten, Beratung, Unterstützung und Weiterbildung für das Kollegium, außerdem der allgemeine Verwaltungsaufwand.
Momentan arbeiten wir daran ein Finanzierungssystem aufzubauen, das diesen Pauschalbetrag jährlich decken kann. Für das Schuljahr 2020/2021 ist der Betrag bereits durch eine private Spendenzusage gesichert. Weitere SpenderInnen sind herzlich eingeladen sich daran zu beteiligen, dass das CSE sich in Innsbruck etablieren kann.
Betreut wird die Einführung des CSE von Marieke Andreas und Susanne Raisig, in enger Zusammenarbeit mit dem neuseeländischen Träger.
Wir freuen uns sehr, dass wir an jetzt unseren SchülerInnen diese Möglichkeit bieten können!